HL-Bahn: Jeder gegen Jeden!
25.08.2001 19:58
Eine einheitliche Meinung in Sachen Hochleistungsstrecke wird es wohl in Salzburg nie geben - zu groß scheint die Differenz zwischen den Befürwortern und Gegnern zu sein.
Während sich - finanziell bequem für die Verkehrsministerin Monika Forstinger (FPÖ) - die Bürgermeister der Gemeinden gegen den viergleisigen Ausbau der HL-AG zwischen Wels und Salzburg gewehrt haben, dann der Streit um die Fahrzeiten ausgebrochen ist, hat sich nun auch FPÖler Haigermoser eingeschaltet.
FPÖ-Abgeordneter gegen FPÖ-Ministerin
Er fordert, wie übrigens auch die Arbeiterkammer und die Wirtschaftskammer von seiner Parteikollegin Forstinger einen viergleisigen Ausbau der Westbahn bis Salzburg. "Ich bin nicht glücklich mit dieser Entscheidung, weil Salzburg wieder einmal wirtschaftlich ins Hintertreffen geraten wird." erklärte der freiheitliche Abgeordnete Helmut Haigermoser.
Während auch die Arbeiterkammer und die Wirtschaftskammer sich aus Gründen der Standortvorteile für Salzburg gegen die Entscheidung von Forstinger wehren, hat sich die FPÖ bisher zurückgehalten, Haigermoser bringt das Schweigen und schießt sich ebenfalls auf seine Parteikollegin ein. Er könne diese Entscheidung nicht nachvollziehen, so Haigermoser.
Anscheinend, so spekuliert der freiheitliche, habe man sich in Wien gesagt, dass die Arbeitsplätze eben nach Oberösterreich abwandern sollen, wenn die Salzburger nicht wollen. Übrigens, besonders stark für den Widerstand und federführend gegen die Bahn haben sich die Seekirchner Politiker, dabei der Bürgermeister Johann Spatzenegger (ÖVP) und der LAbg und Vizebürgermeister Helmut Naderer (FPÖ) eingesetzt.
FP-Haigermoser damit alleine?
Auf Anfrage von flachgau.cc hat sich Naderer so geäussert: "Erstens glaube ich, dass Haigermoser damit bei uns alleine steht und zweitens soll mir mal jemand erklären, welche Arbeitsplätze wir dabei verlieren." Es gäbe, so Naderer weiter, keine vernünftige Rechnung dafür und warum solle man sich die Natur und das Trinkwasser kaputt machen lassen, wenn dadurch nicht einmal wirklich Arbeitsplätze gesichert seien.
Eine Unterstützung für seine Argumentation hat Naderer übrigens - wenn auch gar nicht wirklich gewollt - aus Deutschland. Denn Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) hat bereits klar geäussert, dass die Bahn den Chiemgau keinesfalls durchqueren dürfe. Resultat: Die Bahn würde offenbar in Salzburg enden und für einen europäischen Ost-West-Transit wohl eher wenig bringen.
AK, Wirtschaftskammer und auch die Landesregierung (namentlich LR Walter Blachfellner, SPÖ, Verkehrslandesrat) wollen sich weiterhin für die Bahn einsetzen. Die AK argumentiert mit dem Standortvorteil für Salzburg, denn es sei - auch wenn die Bahn hier ende - eine attraktive Zukunftsposition in Salzburg zu sein, wenn hier ein hervorragender Anschluß nach Osteuropa beginne.
Naderer richtete seinem Parteikollegen Haigermoser in unserem Telefoninterview auch aus, dass dieser nicht die Ministerin kritisieren solle, die seiner Meinung nach gute Arbeit in ihrem Büro mache.
Rasen durch die Gemeinden...
Detail am Rande: Der erfolgreiche Widerstand gegen die HL-Bahn wird nun dazu führen, dass die Züge mit Neigungstechnik durch die flachgauer Orte rasen, denn die Fahrzeitverkürzung ist in jedem Fall beschlossen und wird umgesetzt - vier oder zweigleisig.